Abbé Pierre ist tot

 

 

In den frühen Morgenstunden des 22. Januar ist Abbe Pierre in Paris gestorben.

 

Er wurde 94 Jahre,obwohl er schon als junger Kapuzinermönch mit 19 Jahren den Wunsch hatte zu sterben, um sein Leben möglichst früh bei Gott zu vollenden. Über diese Hybris machte er sich später immer wieder lustig und folgerte, dass zuerst jeder eine Lebensleistung zu erbringen habe, bevor er sich in die "großen Ferien" verabschiedet.

Nun konnte er sich endlich, nachdem das Leben für ihn in den letzten Jahren doch sehr beschwerlich geworden war, selbst in diese "großen Ferien" verabschiedet. Sein Tod hat weltweit Bedauern und Trauer ausgelöst, vor allem bei denen, die nun ohne ihn das Werk tragen sollen,in dem er weiterlebt.

In der internationalen Emmausbewegung haben wir uns gegenseitig unser Beileid ausgedrückt und uns klar gemacht, welcher Verlust sein Tod für uns bedeutet. Eine Partnergruppe aus Warschau schrieb uns dazu:
"Für mich ist der Tod nicht wirklich eine Trennung,sondern eine Fortsetzung. Er ist kein Ende, sondern eine Erneuerung. Es ist wie das Herauskommen aus dem Schatten,um in das Licht einzutreten."

 

Liebe Freunde,

 

wir wiederholen diese Worte Abbé Pierres, um darin eine Erleichterung zu finden für den Verlust seiner Person. Wir werden ihn im Gedächtnis behalten als einen außergewöhnlichen Menschen, eine wirkliche moralische Autorität Frankreichs und Europas des zwanzigsten Jahrhunderts, als Menschen, der sein ganzes Leben geopfert hat für die Sache der Armen, der Obdachlosen und Alleingelassenen.

 

Sein ganzes Leben war ein Zeugnis für das Gute, überall auf der Welt und in jedem Menschen. Er selbst war eine unerschöpfliche Quelle des Guten. Unter Vernachlässigung seiner eigenen Lebensnotwendigkeiten und indem er sich rückhaltlos den Problemen der anderen zuwandte hat er ein wirkliches Werk einer Revolution der Güte geschaffen.

 

Es ist nun an Euch, seinen engsten Mitstreitern, dieses Werk fortzuführen. Ihr werdet nun auf seine unmittelbare Unterstützung verzichten müssen, aber wir glauben, dass sein starker Glaube mit euch sein wird, um Euch zu helfen sein Werk für die Bedürftigen fortzusetzen.

 

Es ist für uns eine Ehre das Glück gehabt zu haben, Abbé Pierre kennenlernen zu können und mit ihm und mit allen Emmausgemeinschaften zusammengearbeitet zu haben sowie dazu beitragen zu können, die Welt zu einem etwas besseren Ort zu machen.
Wir werden nie aufhören uns darum zu bemühen so wie wir Abbé Pierre nie vergessen werden.
Er wir für immer in unseren Herzen bleiben.

 

Grazyna und die Freunde von S O S soziale Aktion, Warschau

 

 

Rede von Renzo Fior, Präsident von emmaus International

 

Was ist mit den Anderen? 

 

Abbé Pierre und die emmaus-Bewegung wiederholten diesen Ausspruch die ganzen Jahrzehnte hindurch.

Was ist mit den Anderen?
So dass nicht nur jene hier, sondern alle auf der ganzen Welt ein Zuhause haben. 

 

Was ist mit den Anderen?
Unabhängig von Rasse, Religion, Überzeugung, dass jeder ein Zuhause hat. Um dies zu schaffen, mussten wir ständig Risiken auf uns nehmen. Und heute, in dieser Kathedrale, haben wir uns aus vier Kontinenten eingefunden, um die Tausenden von
emmaus
-Gefährten in der ganzen Welt zu repräsentieren.

 

Lieber Abbé Pierre, wir sind gekommen um dir "goodbye" zu sagen, gekommen um über unseren gemeinsamen Weg zu sprechen, gekommen um dir zu sagen, dass wir weiter den Weg beschreiten werden, den du uns aufgezeigt hast. emmaus- International und alle Gruppen werden dafür kämpfen, die Mission die du uns bereits vor 35 Jahren aufgetragen hast zu erfüllen: die Bewegung, die im Jahre 1949 begonnen wurde, wird weitergehen.

 

Du wirst immer an unserer Seite sein. Wir werden gewissenhaft an den Werten festhalten die du uns hinterlassen hast: dein Glaube in Gott, der Ursprung aller Liebe für alle Menschen, dein Glaube in jeden Menschen, dein Respekt vor den Unterschieden, deine Besorgnis um die Ärmsten, deine Solidarität gemeinsam mit deinem Kampf die Welt fairer und menschlicher zu machen, und dank deiner moralischen Autorität, werden wir die Politiker in der ganzen Welt auffordern, aktiv für den Frieden einzutreten. 

 

Dank dir, Abbé Pierre"

 

 

Rede von Martin Hirsch, Präsident von emmaus Frankreich

 

"Die Emmaus Bewegung heißt euch bei ihrem Gründer und seiner Familie willkommen. 

 

Das Wort "Willkommen" hat eine spezielle Note für die bekümmerten emmaus- Gefährten. Für viele von ihnen war das bedingungslose "Willkommen", welches Abbé Pierre niemals aufgab, die Basis für einen neuen Weg ins Leben und letztlich die Basis für einen Neuanfang.

 

Wenn Abbé Pierre einer Trauerfeier in Notre Dame und einer nationalen Hommage zugestimmt hätte, dann nicht aus Eitelkeit oder weil er die Ehrerbietung gemocht hätte. Auch nicht weil er sich der Einfachheit abgewendet hätte, welche ihn so nah an die Ärmsten heranführte und so populär unter ihnen machte. 

 

Nein, er hätte zugestimmt, um durch die Ansammlung nationaler Autoritäten und von Emmaus-Gefährten aus ganz Frankreich und der Welt, ein letztes Mal zusätzliche Kraft mit auf den Weg zu geben, für den Kampf gegen Armut und Ungerechtigkeit. 

 

Diesen Kampf verkörperte er Zeit seines Lebens. 

 

Die wahre Hommage wird die Fortführung seines Kampfes sein