Emmaus-Gemeinschaft Tätigkeitsbericht 1998

 

Personen


Im Durchschnitt lebten 21 Personen in der Gemeinschaft einschließlich der ZDL und der Familie. Im Sommer besuchten uns derart viele Interessierte, das alle Räumlichkeiten der Glanzstoff belegt waren.

 

Andreas Gerbe, der seit 11 Jahren in der Gemeinschaft lebte, wechselte im Sommer in eine betreute Wohngruppe nach Schmallenberg in die Nähe seiner Familie.

 

Mit Hilfe von Annemarie Burger gelang es im Laufe des Jahres immer mehr, sozial flankierende Maßnahmen für die Mitarbeiter umzusetzen. ( Entschuldungskonzepte)

 

Heinz Froitzheim, seit zwei Jahren bei Emmaus konnte eine eigene Wohnung in Weiler beziehen mit dem Ziel, seine Kinder aus dem Kinderheim zu sich zu holen. Emmaus bemühte sich erfolgreich um die Einrichtung einer HzA- Stelle für ihn. Mit dem Weggang von Herrn Froitzheim verlor sich offenbar auch immer mehr sein Interesse, diese ihm angebotene Arbeit aufzunehmen.

 

Mehrere Mitarbeiter nahmen in 1998 an verschiedenen Workcamps von Emmaus teil.Georg Korff in Argentinien, Hans Heller und Carsten Drepper in Lissabon.

 

Zivildienstleistende bei Emmaus: Hubert Claves bis September, Oliver Dell seit Mai, Michael Wüffel, David Blankenstein seit Sommer.

Frank Large ist seit Sommer ein verlässlicher Mitarbeiter im Büro.

 

Arbeit:


Seit Sommer gestaltete sich das Leben im Glanzstoff- Gebäude immer schwieriger, da es mehr und mehr Naßstellen in der oberen Etage gab, es auch Befürchtungen gab, das Teile des Daches einstürzen könnten.Es kam zu dem Entschluss, vorübergehend, d.h. für ca. ein Jahr in das Bürohaus in der Geestemünderstr. umzuziehen.

 

Umfangreiche Vorbereitungen (Herrichten der neuen Wohnräume, Einrichten eines Essraums, Reparatur der Heizung, Dach Bürohaus) waren notwendig, um den Umzug der Gemeinschaft vor Weihnachten zu ermöglichen. Da dauerhaftes Wohnen in der Geestemünderstr. nicht möglich und wünschenswert ist, war die Aussage der Sozialverwaltung hinsichtlich des Bauendes im „Guffantihaus“ ,des zukünftigen Wohnhauses der Gemeinschaft von großer Wichtigkeit.

 

Mit großer Wahrscheinlichkeit ist mit einem Umzug in dieses Wohnhaus zum Ende 1999 zu rechnen.

Zumindest die Parterre des Bürohauses soll zukünftig als Verkaufsfläche für Hausrat und Bücher genutzt werden.

 

Im Laufe des Jahres bildete sich der Arbeitskreis „Initiative der Kölner Möbellager“ mit dem Ziel, ein möglichst flächendeckendes Angebot für sozial Schwache in Köln zu koordinieren. Diese Zusammenarbeit mit 8 anderen Initiativen erscheint notwendig, um eventuellen Ideen der Sozialverwaltung bzgl. „zentraler Möbelversorgung“ einen Gegenpol zu setzen.

 

Die Initiativen setzen darauf, das bestehende dezentrale Versorgung in bereits bestehenden Gruppen zu fördern sind.

Entsprechende Initiativen ( Erstellung eines Gesamtkonzepts, Kontakt zum Sozialausschuß der Stadt Köln, zu Sozialverbänden, zu den Abfallwirtschaftsbetrieben, gemeinsame Verkäufe, Absprachen über Bestände in den einzelnen Gruppen) sind bereits im Gange.

 

Seit Herbst nahmen Mitarbeiter regelmäßig an dem „AK- Altkleider“ teil, auch hier das Ziel, so sinnvoll wie möglich Altkleider zu verwerten und weiterzugeben und zwar unter sozialen und ökologischen Aspekten.

 

In 1998 wurden verstärkt Möbel aus Sonsbeck abgeholt und in unserem Verkauf angeboten. Zum Teil wurden diese Möbel in Kommission für Sonsbeck oder in Halbierung des Verkaufserlöses verkauft.

 

Diese Gruppe erhält seit langem im Austausch mit französischen Emmaus-Gruppen gut erhaltene, fast antike Möbel, die Emmaus bei der normalen Abholtätigkeit nicht bekommt.

Der Gemeinschaft aus Sonsbeck sind noch 5.000,-DM aus den Erlösen zu zahlen.

 

Seit Herbst führt die Gemeinschaft die Müllentsorgung über die Firma Trienekens durch mit etwa einer Halbierung der Kosten.

 

Wirtschaftliche Situation:


Trotz einiger anderer zusätzlicher Arbeiten wie Entkernung des „Guffantihauses“, Herrichten des Bürohauses und Umzug konnten die Einnahmen von 485.000,-DM in 1997 um 36.000,- DM auf 521.000,- in 1998 gesteigert werden.

 

Einer der Erklärungen für diese Steigerung dürfte die bessere Präsentation im Verkauf auf einer Ebene, die Ausweitung des Möbelverkaufs in die Lagerhalle, insgesamt die kürzeren Wege gewesen sein.

Regelmäßige Kontakte mittels Preis- und Bestandslisten zum Sozialamt haben einige Mehreinnahmen gezeigt.

 

 

Externe Hilfen:


Container:

 

Auch in 1998 konnten einige Hilfstransporte für Emmaus-Gruppen und soziale Initiativen in ärmeren Ländern versandt werden.

Im Einzelnen: 2 Transporte zu SOS- Action Sociale Polen, 2 Transporte nach Chile, 1 Transport zu Emmaus Canelones/ Uruguay, 1 Transport zu ECOMIL / Rußland, 1 Transport MONAR/Polen.

Insgesamt verschickte die Gemeinschaft ca. 90 t an Kleidern und Hilfsgütern


Obdachlosenhilfe/Appellhofplatz:

 

Ein mittlerweile fester Stamm an Mitarbeitern fährt seit Monaten das Essen zum Appellhofplatz. Diese Abendaktivität ist ein fester Bestandteil der Emmaus-Arbeit geworden. Verstärkt wurde dies mit einem größeren Engagement der KAB-Nippes, die über eine groß angelegte Informationsarbeit in Presse und Fernsehen an Geld- und Sachspenden für Emmaus gekommen ist.


Seeberger Treff:

 

Seit mehreren Monaten unterstützt die Gemeinschaft mit mtl. 70,-DM den Mittagstisch für Kinder im Seeberger Treff

Materialspenden ( Matratzen und Decken) für die Aktion „Kein Mensch ist illegal“

Insgesamt beliefen sich die Materialspenden an die verschiedenen bedüftigen Initiativen auf ca. 16.000,-DM

 

Aktionen:


Wahlrecht für Obdachlose.

 

Vor allem auf Betreiben der Emmaus- Gemeinschaft konnte ein praktikabler Weg mit anderen Initiativen, dem Sozial- und Wahlamt gefunden werden, Wohnungslosen bei der letzten Bundestagswahl ihr Wahlrecht zu ermöglichen.

 

Die Gemeinschaft nahm an einem weiteren europ. Sonderverkauf von Emmaus-International bei TERRE in Lüttich teil. Mit dem Gesamterlös, der etwas unter dem Ergebnis des Kölner Eisstadions von 1994 lag, wurde einer Emmaus-Gemeinschaft in Belgien und einem Projekt auf den Philippinen geholfen.

 

Nach Besuchen von Emmaus-Mitarbeitern bei Aktion-Sühnezeichen und der Diakonie in Berlin gab es verstärkt Überlegungen, wie Emmaus-Gruppen und Initiativen in Ostdeutschland entstehen könnten.

Diese Überlegungen waren mehrfach auch Thema bei den regelmäßig stattfindenden Treffen der deutschen Emmaus-Gruppen.

 

Immobilie/ Investitionen:


Recht umfangreiche, zum Teil auch nicht vorhersehbare Investitionen auf dem Gelände der Geestemünderstr. standen in 1998 an.

Im Einzelnen: Dachreparatur der Lagerhalle: 35.000,-DM, neue Fenster im Bürohaus: 6.000,-DM, Umbau 2.Etage Bürohaus mit „Zug um Zug“: 6.000,- , Einbau einer Dusche in Parterre Bürohaus : 1.600,-DM, Reparatur Heizung Bürohaus: 3.000,-DM, Neuinstallierung der Stromeinspeisung: 10.000,-DM.

 

Auch die Durchführung von drei Workcamps , um das zukünftige Wohnhaus im Dormagen-Stift zu entkernen, deren Unterbringung und Verpflegung, Kauf oder Ausleihen entsprechender Arbeitsgeräte, waren recht umfangreich, lassen sich jedoch nicht mit einer konkreten Zahl beziffern.( wahrscheinlich ca. 10.000,-DM)

 

Spenden:


Die Kosten der Haushaltsführung wurden entscheidend in diesem Jahr gesenkt durch umfangreiche Essensspenden der „KölnerTafel“.

In 1999 wird auf längere Zeit ein Kölner Restaurant das Essen für die Mittwochsaktion der Gemeinschaft mit den Wohnungslosen als Spende zur Verfügung stellen.

 

Die KAB- Aktion für Obdachlose erbrachte zudem ca. 15.000,-DM

Ein kleineres Fahrzeug (Ford-Fiesta) ging als Sachspende an die Emmaus- Gemeinschaft.

 

Im Zuge der Verbesserung der Infrastrukur im Möbelverkauf der Gemeinschaft stellte die Stadtverwaltung Köln der Gemeinschaft 18.000,-DM zur Verfügung, um 2 Gabelstapler und 2 Container zum Einlagern von Materialien zu kaufen.

 

Hausbau-Wüstenrot (5.000,-), Sparda-Bank (2.000,-), Volksbank Köln-Nord (1.000,-) , Verlag Glaube in der II. Welt (6.500,-) Fa. Rhebau (4.000,-), die Opladener Flohmarktgruppe (3.200,-) und Vereinsmitglieder komplettierten das recht beachtliche Spendenaufkommen in diesem Jahr.

 

Beschäftigungsmaßnahmen:


Der Schwerpunkt der Emmaus-Aktivitäten war und bleibt die Förderung von Menschen, die in Gemeinschaft leben und arbeiten wollen, und dies mit dem Ziel einer weitgehenden wirtschaftlichen Autonomie

Darüber hinaus bietet die Gemeinschaft, vor allem nach dem Kauf des neuen Betriebsgeländes Möglichkeiten der Mitarbeit auf vielfältige Art und Weise an.

 

Eine Wiedereinführung von „Hilfe zur Arbeit“-Stellen ist nunmehr wieder möglich. Ein Vorstandsmitglied ist vor allem mit diesem Arbeitsfeld beschäftigt. Ohne eine Unterstellen ist die Gemeinschaft in der Lage bis zu 3 Mitarbeiter über „HzA“ mit in die Arbeitsprozesse einzubeziehen. Wünschenswert wären neue externe Mitarbeiter, um die weitere Renovierung der Hallen zu gewährleisten.

 

 

Köln,15.4.99

Willi Does